Seife aussalzen für Einsteiger

von Su-Shee (tryshee AT gmail PUNKT com)
Das Aussalzen, werte Seifengemeinde, dient dazu, überschüssige Laugenreste durch eine chemische Reaktion mit Salz aus dem rohem Seifenleim zu entfernen. Aussalzen - deswegen heisst es "aussalzen" - heisst im Grunde nichts anderes, als solange Salz in den rohen Seifenleim zu werfen, bis sich die überschüssige Lauge von der fertigen Seife trennt und als sogenannte "Unterlauge" unten absetzt.
Was man beim Aussalzen bekommt, ist echte Kernseife. Das Aussalzen selbst entfernt nicht nur überschüssige Lauge, sondern auch alles andere, was unsere Seife nett und lieb macht - Glycerin zum Beispiel.
Warum zur Hölle sollte man das also tun?!
Zwei Spielarten des Aussalzen praktizieren die meisten Siederinnen zuhause: Kernseife aus alten Seifenresten machen oder in einem Anfall von Größenwahn selbst "echte Alepposeife" herstellen. Was ist der Unterschied?
Im Fall der alten Seifenreste verarbeiten wir bereits vorhandene Seife mit mehr oder weniger noch vorhandenen unverseiften Fetten - nämlich der überfettung. Wir haben hier keinen Laugenüberschuss. Man kann noch einmal die unverseiften Fette nachverseifen oder einfach eine überfette Kernseife herstellen - ich habe nicht gestet, welches schöner, pflegender, toller oder besser reinigend ist. (Forschungsauftrag zu vergeben ;)
Im zweiten Fall "kochen" wir Seife per Hand mit Olivenöl. Wir können hier einen Laugenüberschuss oder eine Null-überfettung durch gezieltes Ausrechnen erzeugen. Oder wirklich Asche verwenden - mit einer ungenauen Laugenstärke. "Bis ein Ei drin schwimmt". Aja. ;)
Ich habe jetzt erstmal den ersten Fall - vorhandene, fertige, überfette Seife nachträglich verseifen und dann aussalzen - durchexerziert und bebildert.
Schritt 1: Seife so klein wie möglich schnipseln. Ich habe 300 gr reine Olive ausgesalzen, mit 15% überfettung.
Schritt 2: In einen GROSSEN Topf werfen - GROSS sag' ich, stell' das Mickerding gleich wieder weg, Honey!
Schritt 3: Mit der 3fachen oder 4fachen Menge Wasser sanft aufköcheln, bis ein sämiger Seifenbrei entstanden ist. Ich habe - vielleicht lag das an der Olivenseife - letzendlich sogar die 5fache Menge Wasser beigegeben, weil der Olivenschleim schnell wieder fester wurde. Das Weichköcheln kann durchaus 30 oder 45 Minuten dauern, nicht die Geduld verlieren!
Bild 1: Sämig-flüssigen Seifenbrei köcheln

Wie man auf dem Bild sieht, köchelt mein Olivenschleim da so vor sich hin, ein paar Stückchen sieht man noch. Dabeibleiben, rühren, aufpassen, daß der Seifenbrei nicht anbrennt! Wie üblich gilt auch hier: Kinder, Senioren, Papageien, Hausfreunde und Postboten wegsperren und nicht in Hektik arbeiten!
Ich habe mich aus experimentellen Gründen spontan entschieden, eine *hust* "Avoleppo" auszusalzen - Avocadoölreste in Olivenschleim also. Außerdem wollte ich das mit dem Laugenüberschuß ausprobieren. Also war mein
Schritt 4: überfettung verseifen, Laugenüberschuß erzeugen. Ich habe 100 gr Avocadoöl beigegeben. Vollständige Verseifungsmenge Lauge im Seifenrechner geklickt. So. 300gr Olivenseife mit 15% überfettung heisst: 45gr unverseifte Öle. Ungefähr. Das Tolle am Aussalzen ist ja, daß man keine exakten Laugenwissenschaften damals hatte und solange aussalzt, bis die Seife keine freie Lauge mehr enthält. Also habe ich die NaOH-Menge für 145gr Öl (Überfettungsüberschuss PLUS das Avocadoöl!) beigegeben. Ich habe also im Olivenschleim nachträglich nochmal verseift.
Das Besondere hier ist: Man muß nicht kalt arbeiten. Alle Schritte finden auf in einem sanft köchelnden Topf statt - auch die Lauge braucht nicht kalt sein. (Auch deswegen: GROSSER TOPF als Schutz vorm Überkochen! Dabeibleiben!) Das sieht so aus:
Bild 2: Nachträgliches Verseifen überschüssiger Überfettung

"Wie Sie sehen, sehen Sie nichts." Der Olivenschleim wird nochmal sehr viel flüssiger und ganz und gar unschleimig durch die Beigabe der Lauge. Jetzt musste ich SEHR lange rühren - 45 Minuten etwa - bis der Seifenleim nach und nach immer fester und puddingartiger wurde. Ich stand die ganze Zeit in der Küche und hatte den Topf im Auge - nicht nur, daß der Seifenleim anbrennen kann - Nein, je nach Hitze kann einem all das ja auch im Topf ordentlich hochsteigen. (Erwähnte ich schon den großen Topf?!) Irgendwann sieht die Seife dann so aus:
Bild 3: Im Topf nachträglich verseifte Fette, fest werdend

Schritt 5: Erstes Mal aussalzen. Jetzt ist der große Augenblick gekommen. Ich habe keine Ahnung, woran genau man erkennt, WANN man mit dem Aussalzen anfangen muß - in den unten verlinkten Anleitungen und Bildern wird mit Tierfetten gearbeitet und Seife richtig gekocht. Deswegen habe ich beschlossen, bei meinem Olivenschleim nicht die Trennung von fertige Seife und Flüssigkeit abzuwarten. (Siehe Anleitung zur Kernseife unten im Link) Das habe ich deswegen gemacht, weil der Seifenleim fester und fester wurde und so gar nicht nach Trennung aussah.
Wie macht man das Aussalzen? Entweder wirft man - bei genügend Flüssigkeit in der Seife - Salz einfach so dazu. Eine Handvoll in den Seifenleim werfen. Fertig. Schwierig, oder? Man kann das Salz aber auch im Wasser auflösen und dann dazugeben. Es gibt keine Mengenangabe - soviel Salz, wie sich auflöst. Wieder aufköcheln. Man sieht SOFORT, was "aussalzen" heisst und was da passiert - mein schöner Seifenleim wurde klassische Seifenk****.
Bild 4: Seifenleim - mit einer Handvoll Salz dazu gegeben

Wir erinnern uns: Beim Aussalzen von Seife bleibt die Unterlauge unten zurück und die Seife schwimmt obenauf. Das sieht man sofort, das ist völlig unverkennbar. Schiebt man die Seifenk**** beiseite, sieht man im Topf die bräunliche Unterlauge. Achtung - Unterlauge ist auch weiterhin LAUGE - Handschuhe, Brille, Vorsicht! Wenn man überfette Seife nicht nachträglich verseift hat, braucht man ansich nur einmal aussalzen - es ist ja keine freie Lauge mehr zum Aussalzen vorhanden. Dann schöpft man jetzt einfach die Seifenpampe ab oder lässt alles stehen, bis oben eine feste Seifenplatte entsteckt, die man abnimmt. (Ich habe bis zum Ende Seifenbrösel und ich habe auch jetzt nach 24 Stunden noch Seifenbrösel. Leicht salzig schmeckende, nicht brizzelnde Brösel. ;)
Weil ich aber Laugenüberschuß erzeugt habe, salze ich sicherheitshalber weiter aus. Also: Seifenpampe abschöpfen (Sieb, Schöpflöffel - kein Alu!) in einen neuen Topf. Zurück bleibt die Unterlauge:
Bild 5: Bräunliche Unterlauge nach dem ersten Aussalzvorgang

Schritt 6: Zweites Mal aussalzen. Diesmal - weil ich ja nur Seifenpampe im Topf habe, verwende ich heisses Salzwasser. Ordentlich dazu, wieder mit einer Hand voll Salz - soviel wie sich in ca. einem 3/4 Liter heissem Wasser löst. Aufköcheln. Wie gesagt - Wasser und Salzangaben sind alle pi*Daumen. Die Seife wird übrigens bei jedem Schritt leicht heller und die Unterlauge klarer. Daran erkennt man die Fortschritte beim Aussalzen, wie Schritt für Schritt alles an Laugenreste, Glycerin und sonstigen Nettigkeiten ausgespült wird. ;)
Bild 6: Zweites Mal aussalzen: Seifenbrei wird blasser

Und hier sehen wir die inzwischen klare Unterlauge nach dem zweiten Spülgang:
Bild 7: Zweites Mal aussalzen: Unterlauge bleibt klar und hell

Schritt 7: (bis Schritt 3440293 ;) Seife abschöpfen, Salzwasser dazu, rühren, aufköcheln - wir arbeiten die ganze Zeit warm bis heiß - aber nicht sprudelnd rumkochen, sondern sanft simmern. Rühren.
Angeblich erkennt man an der Klarheit der Unterlauge, wann man mit dem Aussalzen aufhören kann. Ich hätte danach wohl nach dem zweiten Mal aufhören können - habe aber aus Gründen der Paranoia (und aus Solidarität mit den Seifensiedern in Aleppo - Yeah Brother! ;) ein drittes Mal Aussalzen durchexerziert.
Und zum Schluß hatte ich dann einen Topf voll oben schwimmender Seifenbrösel, eine total eingesaute Küche, 2 große schmutzige Töpfe und ungefähr 500gr Salz weniger. Ich habe ca. 500gr Salz verbraucht (viel zu viel, es blieb jedesmal ordentlich was im Topf unten liegen) und mindestens 3 Liter Wasser.
Bild 8: Endergebnis: Hellgrüne Seife schwimmend auf Salzwasser

Schlußbemerkungen:

Weiterführende Links:

seifen.at: Kernseifenherstellung von Anfang bis Ende

Infos zur altmodischen Seifenherstellung - incl. Fachbegriffe. Naturseifes GEHEIME Seifenseite. ;)

Seifenherstellung mit Pottasche - Chemie++