Seife aussalzen für Einsteiger
von Su-Shee (tryshee AT gmail PUNKT com)
Das Aussalzen, werte Seifengemeinde, dient dazu, überschüssige
Laugenreste durch eine chemische Reaktion mit Salz aus dem rohem
Seifenleim zu entfernen. Aussalzen - deswegen heisst es "aussalzen" -
heisst im Grunde nichts anderes, als solange Salz in den rohen
Seifenleim zu werfen, bis sich die überschüssige Lauge von der
fertigen Seife trennt und als sogenannte "Unterlauge" unten absetzt.
Was man beim Aussalzen bekommt, ist echte Kernseife. Das Aussalzen selbst
entfernt nicht nur überschüssige Lauge, sondern auch alles andere, was
unsere Seife nett und lieb macht - Glycerin zum Beispiel.
Warum zur Hölle sollte man das also tun?!
- Weil man früher keine handlichen Digitalwaagen und NaOH in Dosen
hatte, womit man exakte Seifen zuhause herstellen konnte...
-
weil vor 2000 Jahren in Syrien Lauge aus Asche hergestellt wurde...
-
weil Kernseife sehr lange haltbar ist - viel länger als unsere
schnieken Feinseifen für Warmduscher...
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weil man so Seifenreste zu einfachen Putz- und Waschseifen
verarbeiten kann...
-
weil wir fest daran glauben, daß so eine echte, also eine ECHTE,
richtige Alepposeife unglaublich viel geiler als alles andere auf dem
Planeten sein MUSS - es sei denn, es handelt sich um african black
soap. ;)
-
weil man jeden, aber auch jeden Seifenunsinn mal ausprobiert haben
muß...
Zwei Spielarten des Aussalzen praktizieren die meisten Siederinnen
zuhause: Kernseife aus alten Seifenresten machen oder in einem Anfall
von Größenwahn selbst "echte Alepposeife" herstellen. Was ist der
Unterschied?
Im Fall der alten Seifenreste verarbeiten wir bereits vorhandene Seife
mit mehr oder weniger noch vorhandenen unverseiften Fetten - nämlich
der überfettung. Wir haben hier keinen Laugenüberschuss. Man kann noch
einmal die unverseiften Fette nachverseifen oder einfach eine
überfette Kernseife herstellen - ich habe nicht gestet, welches
schöner, pflegender, toller oder besser reinigend ist.
(Forschungsauftrag zu vergeben ;)
Im zweiten Fall "kochen" wir Seife per Hand mit Olivenöl. Wir können
hier einen Laugenüberschuss oder eine Null-überfettung durch gezieltes
Ausrechnen erzeugen. Oder wirklich Asche verwenden - mit einer
ungenauen Laugenstärke. "Bis ein Ei drin schwimmt". Aja. ;)
Ich habe jetzt erstmal den ersten Fall - vorhandene, fertige,
überfette Seife nachträglich verseifen und dann aussalzen -
durchexerziert und bebildert.
Schritt 1: Seife so klein wie möglich schnipseln. Ich habe 300
gr reine Olive ausgesalzen, mit 15% überfettung.
Schritt 2: In einen GROSSEN Topf werfen - GROSS sag' ich, stell' das
Mickerding gleich wieder weg, Honey!
Schritt 3: Mit der 3fachen oder 4fachen Menge Wasser sanft
aufköcheln, bis ein sämiger Seifenbrei entstanden ist. Ich habe -
vielleicht lag das an der Olivenseife - letzendlich sogar die 5fache
Menge Wasser beigegeben, weil der Olivenschleim schnell wieder fester
wurde. Das Weichköcheln kann durchaus 30 oder 45 Minuten dauern,
nicht die Geduld verlieren!
Bild 1: Sämig-flüssigen Seifenbrei köcheln
Wie man auf dem Bild sieht, köchelt mein Olivenschleim da so vor sich
hin, ein paar Stückchen sieht man noch. Dabeibleiben, rühren,
aufpassen, daß der Seifenbrei nicht anbrennt! Wie üblich gilt
auch hier: Kinder, Senioren, Papageien, Hausfreunde und Postboten
wegsperren und nicht in Hektik arbeiten!
Ich habe mich aus experimentellen Gründen spontan entschieden, eine
*hust* "Avoleppo" auszusalzen - Avocadoölreste in Olivenschleim also.
Außerdem wollte ich das mit dem Laugenüberschuß ausprobieren. Also war mein
Schritt 4: überfettung verseifen, Laugenüberschuß erzeugen. Ich
habe 100 gr Avocadoöl beigegeben. Vollständige Verseifungsmenge Lauge
im Seifenrechner geklickt. So. 300gr Olivenseife mit 15% überfettung
heisst: 45gr unverseifte Öle. Ungefähr. Das Tolle am Aussalzen ist ja,
daß man keine exakten Laugenwissenschaften damals hatte und solange
aussalzt, bis die Seife keine freie Lauge mehr enthält. Also habe ich
die NaOH-Menge für 145gr Öl (Überfettungsüberschuss PLUS das Avocadoöl!) beigegeben. Ich habe also im Olivenschleim
nachträglich nochmal verseift.
Das Besondere hier ist: Man muß nicht kalt arbeiten. Alle Schritte
finden auf in einem sanft köchelnden Topf statt - auch die Lauge
braucht nicht kalt sein. (Auch deswegen: GROSSER TOPF als Schutz vorm
Überkochen! Dabeibleiben!) Das sieht so aus:
Bild 2: Nachträgliches Verseifen überschüssiger Überfettung
"Wie Sie sehen, sehen Sie nichts." Der Olivenschleim wird nochmal sehr
viel flüssiger und ganz und gar unschleimig durch die Beigabe der
Lauge. Jetzt musste ich SEHR lange rühren - 45 Minuten etwa - bis der
Seifenleim nach und nach immer fester und puddingartiger wurde. Ich
stand die ganze Zeit in der Küche und hatte den Topf im Auge - nicht
nur, daß der Seifenleim anbrennen kann - Nein, je nach Hitze kann
einem all das ja auch im Topf ordentlich hochsteigen. (Erwähnte ich
schon den großen Topf?!) Irgendwann sieht die Seife dann so aus:
Bild 3: Im Topf nachträglich verseifte Fette, fest werdend
Schritt 5: Erstes Mal aussalzen. Jetzt ist der große Augenblick
gekommen. Ich habe keine Ahnung, woran genau man erkennt, WANN man mit
dem Aussalzen anfangen muß - in den unten verlinkten Anleitungen und
Bildern wird mit Tierfetten gearbeitet und Seife richtig gekocht.
Deswegen habe ich beschlossen, bei meinem Olivenschleim nicht die
Trennung von fertige Seife und Flüssigkeit abzuwarten. (Siehe
Anleitung zur Kernseife unten im Link) Das habe ich deswegen gemacht,
weil der Seifenleim fester und fester wurde und so gar nicht nach
Trennung aussah.
Wie macht man das Aussalzen? Entweder wirft man - bei genügend
Flüssigkeit in der Seife - Salz einfach so dazu. Eine Handvoll in den
Seifenleim werfen. Fertig. Schwierig, oder? Man kann das Salz aber
auch im Wasser auflösen und dann dazugeben. Es gibt keine Mengenangabe
- soviel Salz, wie sich auflöst. Wieder aufköcheln. Man sieht SOFORT,
was "aussalzen" heisst und was da passiert - mein schöner Seifenleim
wurde klassische Seifenk****.
Bild 4: Seifenleim - mit einer Handvoll Salz dazu gegeben
Wir erinnern uns: Beim Aussalzen von Seife bleibt die Unterlauge unten
zurück und die Seife schwimmt obenauf. Das sieht man sofort, das ist
völlig unverkennbar. Schiebt man die Seifenk**** beiseite, sieht man im
Topf die bräunliche Unterlauge. Achtung - Unterlauge ist auch
weiterhin LAUGE - Handschuhe, Brille, Vorsicht! Wenn man überfette
Seife nicht nachträglich verseift hat, braucht man ansich nur einmal
aussalzen - es ist ja keine freie Lauge mehr zum Aussalzen vorhanden.
Dann schöpft man jetzt einfach die Seifenpampe ab oder lässt alles
stehen, bis oben eine feste Seifenplatte entsteckt, die man abnimmt.
(Ich habe bis zum Ende Seifenbrösel und ich habe auch jetzt nach 24
Stunden noch Seifenbrösel. Leicht salzig schmeckende, nicht brizzelnde
Brösel. ;)
Weil ich aber Laugenüberschuß erzeugt habe, salze ich
sicherheitshalber weiter aus. Also: Seifenpampe abschöpfen (Sieb,
Schöpflöffel - kein Alu!) in einen neuen Topf. Zurück bleibt
die Unterlauge:
Bild 5: Bräunliche Unterlauge nach dem ersten Aussalzvorgang
Schritt 6: Zweites Mal aussalzen. Diesmal - weil ich ja nur
Seifenpampe im Topf habe, verwende ich heisses Salzwasser. Ordentlich
dazu, wieder mit einer Hand voll Salz - soviel wie sich in ca. einem
3/4 Liter heissem Wasser löst. Aufköcheln. Wie gesagt - Wasser und
Salzangaben sind alle pi*Daumen. Die Seife wird übrigens bei jedem
Schritt leicht heller und die Unterlauge klarer. Daran erkennt man die
Fortschritte beim Aussalzen, wie Schritt für Schritt alles an
Laugenreste, Glycerin und sonstigen Nettigkeiten ausgespült wird. ;)
Bild 6: Zweites Mal aussalzen: Seifenbrei wird blasser
Und hier sehen wir die inzwischen klare Unterlauge nach dem zweiten
Spülgang:
Bild 7: Zweites Mal aussalzen: Unterlauge bleibt klar und hell
Schritt 7: (bis Schritt 3440293 ;) Seife abschöpfen, Salzwasser
dazu, rühren, aufköcheln - wir arbeiten die ganze Zeit warm bis heiß -
aber nicht sprudelnd rumkochen, sondern sanft simmern. Rühren.
Angeblich erkennt man an der Klarheit der Unterlauge, wann man
mit dem Aussalzen aufhören kann. Ich hätte danach wohl nach dem
zweiten Mal aufhören können - habe aber aus Gründen der Paranoia (und
aus Solidarität mit den Seifensiedern in Aleppo - Yeah Brother! ;) ein
drittes Mal Aussalzen durchexerziert.
Und zum Schluß hatte ich dann einen Topf voll oben schwimmender
Seifenbrösel, eine total eingesaute Küche, 2 große schmutzige Töpfe
und ungefähr 500gr Salz weniger. Ich habe ca. 500gr Salz verbraucht
(viel zu viel, es blieb jedesmal ordentlich was im Topf unten liegen)
und mindestens 3 Liter Wasser.
Bild 8: Endergebnis: Hellgrüne Seife schwimmend auf Salzwasser
Schlußbemerkungen:
- Die Arbeit beim Aussalzen spritzt ziemlich. Deswegen beim
nachträglichen Verseifen, Laugenüberschuss erzeugen und Unterlauge
hantieren WIRKLICH vorsichtig sein. Das Ganze ist nicht nur Lauge,
sondern auch kochendheiss.
- Man arbeitet im Grunde die ganze Zeit köchelnd vor sich hin.
Schlauerweise zieht man natürlich den Topf von der Kochfläche, lässt
nichts überkochen und passt wirklich auf dabei. Durch die Beigabe von
Salz und dem Salzwasser kühlt sich das Gemisch wieder leicht ab - kurz
wieder aufköcheln lassen. Wieviel man rumkochen muß, ergibt sich denke
ich durch Erfahrung.
- Ich habe doofe Seifenbrösel jetzt. Ich habe KEINE Ahnung, wie man
elegante Klötze daraus erzeugen sollte. Ich müsste das jetzt durch
ein Mulltuch wringen und pressen. Ich habe beschlossen, Brösel zu
behalten. ;) Vielleicht hätte ich doch köcheln müssen, bis sich der
Seifenleim trennt.
- Die Seife riecht die ganze Zeit wirklich toll nach Seife,
Olivenseifen, Heissmangel, Kindheit. :)
- Seifen einkochen und aussalzen ist Knochenarbeit. Danken wir kurz
dem Erfinder des Duschgels in Flaschen im Regal aus dem
Drogeriemarkt um die Ecke. ;) Ich habe insgesamt 3 Stunden zum
Aussalzen gebraucht. Mit Seife erstmal frisch kochen wären das
womöglich 4 oder 5 Stunden geworden.
- Ich habe wie gesagt keine genauen Angaben zu Salz- und Wassermengen.
Ihr seht wirklich SOFORT, was beim Aussalzen passiert. Stur
weitermachen. :)
Weiterführende Links: